
18 Jun Ich wünschte, ich wäre glücklich
Wenn ich doch schön wäre..
Wenn ich doch mehr Zeit hätte..
Wenn ich doch gewinnen würde..
Wenn ich weniger arbeiten müsste..
Wenn ich weniger zu tun hätte..
Wenn ich doch mit dem jammern aufhören könnte..
.. ach, dann könnte ich endlich glücklich sein. Dann wäre ich zufrieden. Dann hätte ich mehr Zeit. Dann würde ich andere mit mehr Respekt behandeln. Dann würde ich abschalten. Dann würde ich mehr reisen. Dann würde ich alles tun, was ich mir schon so lange vornehme.
Wenn das eintriff, dann bin ich glücklich. Jetzt nicht. Ich warte nämlich auf die Zukunft. Ich jammere. Unbewusst rede ich mir gerade konstant ein, dass die Gegenwart etwas Schlechtes ist und es erst in der Zukunft besser wird. Doch die Zukunft, können wir die überhaupt spüren?
Ein Leben im Hier und Jetzt
Am Wochenende fand der dritte Teil der Mentaltrainer-Ausbildung am GESU-Institut statt und über ein Thema haben wir besonders auführlich gesprochen: Zeit. Das Erleben der Zeit.
Ich bin gerne philosophisch und träume vor mich hin und während der Ausbildung haben wir auch verschiedene Ansätze ausgetauscht. Hier einige Beispiele: Gibt es Zeit? Was bedeutet Zeit? Gibt uns nicht die Natur eine Zeit vor, einen Kreislauf? Ist es eine Aneinanderreihung von Momenten? Wir strukturieren das so um, wie wir möchten und haben dafür eine Uhr und den Kalender erfunden. Das ist ganz praktisch, denn dadurch kann ich morgen rechtzeitig zum Flughafen fahren und meinen Urlaub planen. Doch dafür sind wir konstant gestresst, weil unser Leben so „brutal anstrengend“ ist, werden von Deadlines gejagt und denken uns dabei nur „Boah, wenn das endlich mal aufhören könnte, dann…“ In der Zukunft wird alles besser und in der Vergangenheit war alles schön.
Doch, wie ist es in der Gegenwart? Wie ist es in diesem Moment, als du diesen Artikel liest?
Die Zeit ist in der Gegenwart erlebbar
Jetzt. Du liest diesen Beitrag. Wort für Wort. Du erlebst, du fühlst und denkst dir deinen Teil dazu. Puff! Wenn du jetzt aufhörst zu lesen und lieber deine Spaghetti weiter isst, dann erlebst du Bissen für Bissen. Jetzt hast du die Nudeln aufgegessen. Du kannst dich zurück erinnern. Du kannst dich an den Artikel zurück erinnern oder an den Geschmack deines Abendessens. Du denkst in der Gegenwart an die Vergangenheit. Du denkst im Jetzt, du spürst das Vergangene in der Gegenwart. Du kannst den Berg hochmarschieren. Jeden Schritt wahrnehmen. Oder mit den Gedanken ganz wo anderes sein.
Ich akzeptiere es nun so, wie es ist
„Bah, wenn ich erstmal von der Arbeit daheim bin, werde ich was machen, was mir Spaß macht!“ und schwuppsdiwupps bist du wieder auf der Couch gelandet.
„Wenn ich endlich mehr Zeit hätte, dann würde ich ja mehr Sport machen!“ Was für eine gewohnte Ausrede.
„Wenn ich erstmal schlank bin, dann bin ich selbstbewusst!“ Und warum arbeitest du nicht schon jetzt an deinem Selbstvertrauen?
„Wenn ich erstmal in Pension bin, werde ich die Dinge tun, die mich erfühllen!“ Warum baust du sie nicht schon jetzt in den Leben ein?
„Wenn ich weniger arbeiten würde, würde ich auch meinen Freunden mehr Aufmerksamkeit schenken.“ Ist dir die Beziehung jetzt nicht wichtig?
So viele Ausreden. Und ich provoziere bewusst. Hihi.
Warum?
Weil ich nicht perfekt bin und diese Worte nur tippe, weil ich auf Erfahrung spreche und auch mal lieber gejammert habe, anstatt pro-aktiv mein Leben in die Hand zu nehmen. Ich hatte diese bescheuerte Hoffnung, dass in der Zukunft alles besser wird. Und das lustigste? Ich wollte dafür nicht mal etwas tun, sondern faul am Hintern sitzen und weiter hoffen. Wenn ich in die Vergangenheit zurück gehen könnte, mir selbst auf die Stirn schlagen könnte (oder einen Ar***tritt verpassen), dann würde ich das machen. Denn wenn ich mich selbst belüge, wird die Gegenwart und vor allem auch nicht die Zukunft besser.
3 Tipps, um mehr Selbstverantwortung zu übernehmen
- Der Weg ist das Ziel.
„So ein abgedroschener Spruch.“ Ich weiß, aber trotzdem ist er super! Ich war früher sehr verkrampft, hatte zwar schon (meistens) Spaß am Training, aber die Leistung war immer wichtiger, als der Prozess selbst. Seit meinem #ProjectMe habe ich gelernt den Prozess zu lieben! Es macht so viel Spaß Anfänger zu sein, denn gerade am Anfang passieren so viele Fortschritte! Ich fordere meinen Entdeckergeist und laufe neue Runden, radle neue Strecken und wage mich wieder ins Wasser zum Schwimmen. Nach 200m ähnle ich zwar einem keuchenden Wal, aber der Prozess, der beginnt, um wieder besser zu werden, ist super aufregend! Ziele sind super, damit ich weiß, wo ich überhaupt hin will. Aber die kleinen Schritte, die schönen Momente, die machen das Ganze erst prickelnd. 🙂 - „Ich liebe die Gegenwart!“
Sag das mal 100x hintereinander, springe in die Luft und füge ein „Juhey!“ hinzu! Oft „flüchten“ wir mit den Gedanken nämlich in die Zukunft oder wir machen’s uns in der Vergangenheit gemütlich. Nun freunde ich mich mit der Gegenwart an. „Hej Stift, wie geht’s dir? Hej Laptop, lass uns arbeiten. Hallo Gegenwart. Können wir Freunde sein?“
Das ist ein ganz schön schwieriger Schritt. Es ist nämlich viel leichter, anderen die Schuld für etwas zu geben. Es ist so viel einfacher, zu jammern und alles aufzuschieben. Aber Selbstverantwortung zu übernehmen und zu sagen „Hej, ich akzeptier das so, wie das ist und finde es ok.“ ist ein großer Schritt nach vorne. Es ist super, wenn du etwas verändern willst, damit die Zukunft besser wird. Doch die Veränderung, die passiert in der Gegenwart. Also kann ich mich direkt mit ihr anfreunden und kleine Dinge einbauen, die mich glücklich machen. - Gelassenheit
Locker sein. Spaß haben. Wenn du eine Sache in der Gegenwart findest, die für dich erfüllend ist, dann hast du gewonnen. In der Gegenwart bin ich immer. Ich kann an die Zukunft und an die Vergangenheit denken, aber erleben, dass du ich nur im Hier und Jetzt. Ich habe mir auch letztens die Dokumentation ‚Happy‘ auf Netflix angeschaut und sie betonen, dass Menschen, die öfter ein Flow-Gefühl erleben, glücklicher sind. Darüber haben wir auch in der Ausbildung ausgiebig gesprochen. Ich hole mir mein ‚Flow‘ durch den Sport, durch’s Schreiben, durch’s Tanzen in der Wohnung (wenn keiner guckt) oder beim Singen in der Dusche. Ein „Flow“ kann durch alles mögliche entstehen – eine Sportart, die dir Spaß macht. Tanzen, zeichnen, Training, Gitarre spielen, basteln, Kreativ sein, aufräumen mit tollen Menschen unterwegs sein. Hauptsache, du tauchst in eine Sache ein, die dich herrlich erfüllt und du bist bereit, dich ihr voll und ganz hinzugeben. 🙂
„Ich bin nicht dafür verantwortlich, was in der Welt passiert.
Ich bin dafür verantwortlich, wie ich meine Welt erlebe.“
*In Kooperation mit dem GESU-Institut.