Was in mir vor geht. Tag 79 von 90

Tag 79 von 90. Da jetzt fast schon der Countdown ansteht, weiß ich fast gar nicht mehr, was ich schreiben soll. Es ist gar nicht so leicht sich jeden Tag was einfallen zu lassen, vor allem, wenn es gut läuft. Manchmal schreibt es sich besser, wenn gerade viele „dramatische“ Sachen passieren, da die Beiträge einfach emotionaler werden (und solche Dinge werden (leider) auch mehr geklickt). Aber na gut, auch heute war ein „interessanter“ Tag.

Der Morgen startete gut, aber am Nachmittag fühlte ich mich schlapp und müde und spürte die ersten Regelschmerzen. Unser Körper ist eine fantastische Maschine, aber ich habe auch 1-2 Tage, wo mich mein Körper einfach zur Ruhe zwingt. Das sind immer die ersten Zyklustage oder kurz vorher (PMS). Es sind komplexe, hormonelle Vorgänge, das Östrogen-Level ist in dieser Zeit am tiefsten und die Energie ist am Boden. Mann, was wir Frauen immer durchstehen müssen. Bei mir passiert das manchmal plötzlich, weil am Vormittag war ich noch motiviert wie ein Duracel Häschen.

Mein Nachmittag wurde also ruhiger, hab weniger gemacht und sonst ist nicht viel aufregendes passiert. Wenn man weniger tut, dann hat man Zeit zum Nachdenken. Generell habe ich aktuell das Gefühl, dass wenn wir so viel daheim sind, auch mehr Zeit haben über sinnvolle und etwas weniger sinnvolle Dinge Gedanken zu machen.

Heute habe ich einfach daran gedacht, dass ich das Gefühl habe, als würde ich mehr und mehr mein altes Ich loslassen. So egoistisch, spontan und flexibel wie jetzt, werde ich wohl nie mehr sein können. So viel Zeit zum Nachdenken wird wohl auch nie mehr kommen. Mir geht es gut als Single. Ich bin zwar auch eher ein Beziehungstyp und hab gern eine Person, die mir sehr nahe steht, der ich alles anvertrauen kann, aber gleichzeitig bin ich noch nicht dazu bereit. Mir gefällt meine Unabhängigkeit und irgendwie gefällt es mir aktuell auch ganz gut so flexibel sein zu können, um einfach genau das zu machen, auf was wich Bock habe. Es ist ein Neustart.

Vieles verändert sich auch. Vielleicht noch nicht im Außen, so das andere was mitbekommen, aber in mir. Einige Dinge zweifle ich auch an. Mir gefällt es sehr gut Seminare, Workshops und Onlinekurse zu machen. Mir gefällt es auch auf Social Media aktiv zu sein. Doch ich weiß noch nicht, wie genau ich das alles in Zukunft gestalten möchte. Letztens habe ich auch mit einer anderen Unternehmerin geredet, wir hatten ein super Gespräch und sie brachte mich auf eine tolle neue Idee. Wann die jedoch umsetzbar sein wird, weiß ich nicht. Auch, wenn ich immer von der Selbstständigkeit geschwärmt habe, so zweifle ich einiges davon aktuell an.

Vielleicht ist auch deshalb das Medizinstudium ein so großer Reiz. Es wäre ein neuer Weg. Viel Wissen. Neue Menschen. Mehr mit den Händen arbeiten. Das hat mir als Kind schon immer Spaß gemacht und ich war auch gar nicht so schlecht darin (z.B. basteln und sehr kleine Details flicken und kreieren, wie man es z.B. auch bei Nähten macht).

Nachher kann ich als Ärztin tätig sein. Ohne Social Media. Oder weniger Social Media. Ich weiß es nicht. Meine Intention war es nie „Influencer“ zu werden und ich habe mich in dieser Szene noch nie zu 100% wohl gefühlt. Ich mag es zu unterrichten und Wissen weiterzugeben, aber das öffentliche präsentieren stört mich manchmal. Vielleicht brauchte ich das früher, als ich ein geringes Selbstwertgefühl hatte und (unbewusst) die Bestätigung von Fremden brauchte. Klar freue ich mich immer noch über Feedback und frage auch nach konstruktiver Kritik, aber jetzt ist es anders. Jetzt würde ich das alles gerne auf eine andere Art und Weise machen, aber ich weiß noch nicht wie.

Was ich auch damit meine, dass ich mein „altes Ich loslasse“ ist, dass meine disziplinierte und „brave“ Version wieder rauskommt. In meinen ersten Schuljahren war ich eine grandiose Schülerin, war ordentlich, machte immer brav meine Hausübung, lernte, hatte Mappen, ja, eine kleine Streberin.

In den letzten drei Jahren war ich stolz auf mich, wenn ich einen Stift mit hatte. Das Niveau war schlecht, meine beste Freundin und ich waren total unterfordert und so ging das dann im Studium weiter. Das Sportstudium ist ganz lustig, aber das Niveau ist niedrig, einige Professoren interessieren sich gar nicht für den Unterricht und das zeigt sich gerade aktuell auch im Fall Corona. Mir fehlen noch 5 oder 6 Prüfungen. Von einem Prof habe ich was gehört. Einer hat eine Studie online gestellt. Einer versucht herauszufinden, wie ein Online-Seminar funktioniert. Unser Bildungssystem. Autsch. Da habe ich dafür von anderen Unis deutlich besseres gehört (um nicht alle in einen Topf zu werfen).

Es nervt. Da ich also in den letzten 7 Jahren nicht wirklich was gelernt habe, war für mich der Einstieg, um mich mal länger als 2h zu einem Buch zu setzen, nicht so einfach. Für meine eigenen Sachen (also für die Inhalte von Podcasts/Blogs) lese ich sehr viel, aber das ist ja nicht ganz das gleiche, wie sich uninteressanten Stoff ins Hirn zu stopfen.

Jetzt finde ich langsam meinen Rhythmus. Auch beruflich habe ich wieder einen besseren Überblick, weil ein Lebensbereich oft die anderen auch ins rollen bringt.

Social Media zieht mich da ein wenig runter und lenkt mich ab, weil ich so hin und hergerissen bin zwischen „Ich sollte was online stellen“ und „Ich möchte mich aber auf das echte Leben fokussieren.“ Weil „kurz online gehen“ wird oft ein wenig länger, als geplant.

Mann.. das war mal ein langer Text. Um auf den Punkt zu kommen: Es geht in die richtige Richtung. Ich mag wieder die ordentliche Seite von mir, die ihr Leben gut im Griff hat. Ich mag auch meine disziplinierte Seite und ich mag meine spielerische/sanfte Seite, wie nach dem Yoga. Eine lange Zeit gab es nur Raum für das erste.

Auch, wenn es von Außen so aussehen mag, als wüsste ich ständig, was ich tue, so ist es das nicht. Ich bewundere Leute, die sich für eine Sache entscheiden und das dann ihr Leben lang machen. Bei mir hüpft es ständig von Fitness, zu Mentales Training, von Selbstliebe, zu Stressprävention, zu Ernährung, zu Yoga… Ja, dafür kenne ich mich in vielen Bereichen aus und alles hängt ja auch zusammen, aber es ist manchmal auch ein wenig verwirrend, wenn man viele Dinge gern tut, obwohl es manchmal klüger wäre, sich für eines zu entscheiden. Hier vergleiche ich mich manchmal negativ mit anderen, die gefühlt ihr Studium einfach durchziehen, dann in dem Bereich arbeiten, fertig. Mein Chaoskopf hüpft und hüpft und will mehr und mehr ausprobieren. Vielleicht ist das auch gut und so erlebe ich viel in meinen 20ern, aber manchmal ärgere ich mich wieder über mich selbst. Jaja.. keine Ahnung.

Was aktuell also in mir vor geht? Vieles. Aber viel positives (für das meiste). Was ich mit dem Beitrag ausdrücken will, weiß ich selbst nicht. Aber das Schreiben hilft wie immer die Gedanken ein wenig zu ordnen.