
05 Feb Überfordert, unterfordert oder im Flow. Tag 17 von 90
Tag 17 von 90. Überfordert, unterfordert oder im Flow? Derzeit spüre ich, dass ich ein ziemlich gutes Level habe. Ich fühle mich weder überfordert, noch unterfordert. Ich bin herausgefordert, aber das ist etwas anderes, als überfordert.
Wenn ich so zurück denke (da ich ja in den letzten Wochen sehr über mein Leben reflektiert habe haha), dann gab es Phasen, wo ich definitiv unterfordert, aber auch Phasen, wo ich sehr überfordert war. Wie auch schon erwähnt, fühlt sich meine aktuelle Lebensphase wie ein Ende und ein Neuanfang an. Vor 10 Jahren sind meine zwei besten Freundinnen und ich (naiv und nur 16 Jahre alt) nach Graz gezogen. Schulisch waren wir komplett unterfordert, sportlich war ich komplett überfordert. In den Sport bin ich zumindest mehr und mehr reingekommen, da ich viel Unterstützung hatte und ich bin mehr und mehr in die Rolle als Athlet hinein gewachsen.
In der Schule? Tja, leider war das Niveau sehr niedrig und auch, wenn ich mich früher als sehr brave Vorzugsschülerin bezeichnen würde, so muss ich gestehen, wir haben einfach angefangen zu schwänzen. Es fühlte sich total sinnlos an zur Schule zu gehen, da es die Hälfte der Lehrer nicht wirklich interessierte, was wir machen. Man könnte meinen, dass wenn man unterfordert ist, dass die Noten eh super sind, aber die Noten sind in den Fächern, wo wir schlechte Lehrer hatten, auch schlechter geworden, weil niemand Lust darauf hatte und wir weder gefördert noch gefordert wurden. Dann gab es natürlich auch sehr gute Lehrer, wo ich Spaß am Unterricht hatte und viel mitnehmen konnte. Da waren die Noten auch besser.
Das ging am Anfang des Studiums auch so weiter. Angefangen habe ich ja mit BWL, aber damit hörte ich bald wieder auf. Im Sportstudium fühlte ich mich zunächst auch nicht herausgefordert, da ich in der Schule schon ein Fach namens Sportkunde hatte und viel von meinen Trainern und aus der Praxis wusste. Die ersten Semester gingen also recht leicht von der Hand, aber ich war froh, dass ich damals schon den Blog startete und noch Leistungssport machte. Denn vor allem die Praxiskurse nervten mich, da ich da sehr wenig als Sportwissenschaftler mitnehme – von den Kursen profitieren fast ausschließlich Lehramtstudenten, da wir quasi nur lernen, wie wir mit Kindern turnen und spielen (nichts gegen Lehrer, aber wenn ich schon Sportwissenschaft studiere, hätte ich auch gern mehr, wovon ich auch im Berufsleben profitieren könnte). Ich fing auch an das Studium als recht sinnlos anzusehen, da ich mich gerade selbstständig machte und nicht wirklich Lust hatte zur Uni zu gehen, um Bälle hin und her zu werfen. Ja, das klingt überheblich und stur – genau das war es auch. Ich würde der kleinen, jüngeren Klara auch gerne eine über den Kopf hauen haha. 😀
Am Anfang der Selbstständigkeit war ich natürlich auch überfordert. Rechnungen ausstellen, Angebote schreiben, verhandeln, Buchhaltung, Steuer – woher soll man das als 20-jährige wissen?
Das Studium habe ich vernachlässigt und irgendwann wurde es beruflich so viel, dass ich dann tatsächlich keine Zeit mehr dafür hatte. Es taten sich sehr viele coole Chancen auf, die ich nutzen wollte!
Nach 3 Jahren Pause mache ich es endlich fertig. Mittlerweile habe ich eine Mitarbeiterin und ein kleines Team mit Freelancern und somit habe ich gut Zeit für die Uni. Und den Rest kennt ihr ja – es macht mir wieder so viel Spaß, dass ich auf irgend eine Art und Weise weitermachen will! Damit ihr mich nicht falsch versteht: ich bereue nicht, dass ich das Studium pausiert habe. Klar denke ich mir, dass ich womöglich mal ein bisschen mehr hätte machen können, aber ich stehe zu meinen Entscheidungen und es passt gerade so gut, dass ich das Studium „erst“ jetzt fertig mache. Dazu werde ich ein anderes Mal mehr erzählen..
Ich habe das Gefühl, ich war eigentlich schon seit Anfang 2019 „auf der Suche“ und sehr aufmerksame Podcasthörer haben es womöglich rausgehört. Das Mentale Training war so ein großer Fokus in den letzten Jahren, dass ich mich nun auch wieder dem physischen Training widme. Der Kreis schließt sich für mich und ich kombiniere alle Elemente – Training, Mindset, Erährung.
2019 hat mich sehr vieles gelehrt und in einigen Bereichen die Augen geöffnet. Dieses Semester habe ich nun auch fast alle der restlichen praktischen Kurse gemacht und versuchte es aus einem neuen Blickwinkel zu betrachten, manche machten sogar sehr viel Spaß und fühlten sich wie Urlaub an. Dieses Semester lernte ich klettern, lernte verschiedene Rückschlagspiele kennen und Leichtathletik liebe ich ja sowieso. Auch die theoretischen Fächer, die noch übrig sind, sind spannend – wir beschäftigen uns mit internen Erkrankungen, Anatomie, psychosomatische Erkrankungen und Gesundheitsförderung. Gut, dann gibt es auch Fächer, die ich nicht so spannend finde, aber sowas gibt es ja in jedem Studium.
Ich muss echt mein Lob an dich aussprechen, wenn du täglich die ganzen Beiträge liest. Ich weiß, dass ich mich selten kurz halte, aber mir fällt einfach so viel ein und dann tippe ich einfach drauf los, das Schreiben hilft mir sehr meine Gedanken zu sortieren.
Es kommt sehr auf unsere eigene Bewertung an, ob wir eine Situation als Überforderung, Herausforderung oder Unterforderung sehen. Überforderung sorgt für negativen Stress, vor allem, wenn wir auch noch negativ denken und glauben, dass wir es nicht schaffen können (wie ich früher). Doch auch Unterforderung ist nicht gut. Als ich vor ca. 2 Jahren mit Karriere.at bei einem Panel zum Thema Stress war, dann sprach ein Psychologe über „Boreout“ und ich muss gestehen, ich hatte den Begriff vorher noch nie gehört. Burnout kennen wir ja alle – Boreout ist einfach das Gegenteil. Sprich, es geht dir schlecht, aber nicht aufgrund der Überforderung, sondern aufgrund der Unterforderung. Heutzutage stecken wir sehr viel Energie in unnötige Dinge, Handy, YouTube, TV.. In der Zeit könnten wir sporteln, Freunde treffen, uns eigenen Projekten widmen oder sonstige Dinge tun, die uns Freude bereiten. Doch oft versinken wir darin, dass wir „keine Zeit mehr“ haben.
Und ich bin da nicht ganz unschuldig. Seit ich wieder Uni, Beruf, Training und soziales Leben zu managen habe. Klar, ich bin jetzt deutlich erfahrener, als vor 4 Jahren, aber dennoch. Meine Zeit nutze ich zurzeit viel sinnvoller und damit meine ich nicht, dass ich ständig produktiv bin. Auch ich mache Pausen und mein soziales Leben (auch, wenn man es nicht bei Instagram sieht) priorisiere ich sehr. Erst nachher kommt dann Social Media. Ja, mittlerweile vergesse ich auch etwas zu posten, aber ich merke, dass mir das gut tut. Es gab bestimmt Phasen in der Selbstständigkeit, wo ich dachte, ich habe keine Zeit, aber ganz ehrlich – ich habe auch viel mit unnötigen Dingen (wie z.B. Social Media) verschwendet. Was schlussendlich das „perfekte“ Niveau zwischen Überforderung und Unterforderung ist, ist für jeden sehr individuell. Ich glaube, was ich eigentlich mit dem Beitrag sagen will, ist, dass wir oft mehr schaffen, als wir glauben, wenn wir richtig priorisieren. So wie es Will Smith gesagt hat, als er die Frage bekam, wie er denn so viel schaffen kann: „Ich mache einfach mehr, als ich mir eigentlich zutraue. Meistens funktioniert es.“ Cool!
Gut, ist das wieder viel geworden. Liest du noch? Sehr cool, high Five! 🙂