Nico Langmann am Tennisplatz

Interview mit Nico Langmann

Halli hallo ihr Lieben,

Na, seid ihr auch schon voll in Weihnachtsstimmung? Ich bin im Moment noch fleißig am Lernen für die Uni und gleichzeitig genieße ich auch den Advent, um etwas zur Ruhe zu kommen. Bevor wir aber bald ins neue Jahr starten, habe ich heute noch ein super cooles und motivierendes Interview für euch. Und zwar mit Nico Langmann. Wer das genau ist und wie er zu der erfolgreichen und gleichzeitig bodenständigen Person wurde, die er heute ist, erfährt ihr entweder gleich hier, oder auch gerne etwas weiter unten in der Podcast Episode mit dem vollständigen Interview.

 

Nico Langmanns persönliche Erfolgs-Story

 

Für alle, die Nico Langmann nicht kennen, hier ein kleiner Steckbrief: Nico Langmann ist erfolgreicher Österreichischer Rollstuhltennisspieler, der in seiner sportlichen Karriere schon zahlreiche Erfolge verzeichnen konnte. Unter anderem holte er sich bereits 3 Staatsmeistertitel, war bei den Paralympics in Rio und auch auf der Weltrangliste findet man ihn zumeist unter den Top 30.

Zum Tennisspielen ist er vor allem durch seinen älteren Bruder gekommen. Gemeinsam waren die beiden schon in ihrer frühen Kindheit am Tennisplatz. Nico war zuerst meist dafür zuständig die Bälle einzusammeln – aber das war ihm schon bald zu langweilig – er wollte selbst den Schläger in die Hand nehmen. Im Interview verrät er mir, dass er am Anfang allerdings keinen einzigen Ball getroffen hat. Tja, da sieht man wieder einmal: Auch ein Profi hat einmal klein angefangen. 🙂

 

Vom Balljungen zum Profisportler

 

Als Nico mit dem Tennisspielen begann, wussten weder seine Eltern noch er, dass es überhaupt so etwas wie Behindertensport gibt. Umso cooler war es dann natürlich für sie, als sie heraus fanden, dass man auch im Rollstuhl professionell Tennis spielen konnte. Mit etwa 12, 13 Jahren begann Nico dann tatsächlich jeden Tag zu trainieren, wobei die Trainingsintensität über seine Jugendjahre hinweg immer mehr zunahm. Drei Stunden täglich am Tennisplatz zu verbringen war für ihn keine Seltenheit.

Nach seiner Matura im Jahr 2015 machte Nico dann den großen Schritt und widmet sich seither ausschließlich dem Tennissport – mit allem, was dazugehört. Vier Stunden Tennistraining pro Tag, tägliches Dehnen und regelmäßige Wettkämpfe. Über das Jahr gesehen ist er bis zu etwa 25 Wochen unterwegs – sehr viel in Europa, aber auch international.

 

Zitat Nico Langmann

 

Das Leben im Rollstuhl – Last oder Chance?

 

Wenn man Nico fragt: “Würdest du dir wünschen, gehen zu können?” wird er diese Frage mit einem klaren Nein beantworten. Nico hatte mit 2 Jahren einen Autounfall und ist seitdem querschnittsgelähmt. Wirkliche Erinnerungen daran, wie es ist zu gehen, hat er also gar nicht. Für ihn ist das Leben im Rollstuhl also ein ganz normales Leben, weil er eben keinen direkten Vergleich hat. 

Andere Menschen sehen das allerdings laut seiner Erfahrung oft anders. Sie stempeln einen ab, stecken dich in eine Kategorie – und zwar hauptsächlich Erwachsenen. Kinder haben da einen viel offeneren, lockereren Zugang und fragen interessiert nach. Wenn Nico dann erzählt, er hatte einen Autounfall, ist das für die meisten Kinder keine große Sache mehr, wohingegen es für viele Erwachsene schon unangenehm ist, dass ihre Kinder überhaupt so direkte Fragen stellen…

 

Das verzerrte Bild der Gesellschaft

 

Hinzu kommt, dass auch im Fernsehen oder Medienberichten oftmals ein verzerrtes, einseitiges Bild von Menschen mit Behinderung dargestellt wird. Nicht selten wird extra auf die Tränendrüse gedrückt und Mitleid erzeugt. Es geht oft darum, Spenden zu sammeln. Manche Menschen können sich anscheinend nicht vorstellen, dass man auch mit einer Behinderung ein glückliches, erfülltes Leben führen kann. Nico erzählte mir, dass er als Kind sogar immer wieder Geld von fremden Leuten zugesteckt bekam. Damals fand er das natürlich toll, aber im Nachhinein betrachtet ist es schon krass, dass eine Behinderung bei vielen Menschen gleich die Assoziation “Der ist arm, dem muss geholfen werden” hervorruft.

 

“Das Leben ist ja nicht anders, ob man nun von A nach B geht oder von A nach B rollt.
Der Mensch ist immer noch der gleiche.” – Nico Langmann

 

In Österreich gibt es erst seit 2006 ein Behindertengleichstellungsgesetz – das ist echt noch nicht so lange her! Als es um Nicos Einschulung ging (das war im Jahr 2003), hieß es in der Schule zum Beispiel noch: “Es haben sich nun bereits genug normale Kinder für die Klasse angemeldet, darum brauchen wir Ihr behindertes Kind jetzt nicht mehr.” Echt arg. Erst mit dem Behindertengleichstellungsgesetz wurde es für Schulen verpflichtend, Behinderte als gleichgestellt wahrzunehmen und sie in die Schule aufzunehmen.

 

Was war deine größte Herausforderung – privat?

 

Nico bezeichnet sich selbst als “privilegierter Behindeteter”. Damit meint er: Er hatte die optimale Ausgangssituation. Eine Familie, die ihn immer unterstützt hat und er hatte auch nie diesen radikalen Schnitt von einem Tag auf den anderen. Das Leben mit Behinderung ist für ihn einfach normal. Trotzdem war es für Nico herausfordernd, die Behinderung einfach als Zustand wahrzunehmen, der die Lebensqualität nicht einschränkt. Sie einfach nicht zu bewerten. So wie der eine eben blond und der andere braunhaarig ist, sitzt halt die eine Person im Rollstuhl und die anderen eben nicht.

 

Was war deine größte Herausforderung – beruflich?

 

In seiner Tenniskarriere begegnete Nico seiner größten Herausforderung bei den Paralympics in Rio: Denn er musste eine bittere Niederlage einstecken. Viele Freunde und Familienmitglieder sind extra angereist, was den Druck nach außen noch verstärkte. Er selbst behauptet, dass er zu diesem Zeitpunkt noch zu wenige mentale Fähigkeiten entwickelt hatte, wie man am besten mit Druck und Niederlagen umgehen kann. Dementsprechend war es für ihn ein langer Prozess, diese Niederlage zu verarbeiten. Anfangs war Tennis nur mehr frustrierend. Erst mit der Zeit wurde er wieder offener für Input von seinem Trainer. Heute ist er davon überzeugt, dass ihn alles, was er durch diese Niederlage gelernt hat, zu einem noch besseren Tennisspieler gemacht hat.

 

Infografik klein: Tipps zum Umgang mit Niederlagen

 

Mentaltrainingstipps von Tennisprofi Nico Langmann

 

Wie geht man mit Niederlagen um?

Auch, wenn es niemand hören will: Man lernt immer etwas daraus. Halte dir das vor Augen. Lasse die Emotionen anfangs ruhig zu und sei offen für neuen Input. Wenn du eine Lösung für den Grund der Niederlage gefunden hast, setz einen Haken unter die Sache und mach einfach weiter.

4 Mentale Phasen

Nice wendet diese Technik nach jedem gespielten Punkt in einem Match an. In diesen kurzen Pausen hat er genau 24 Sekunden Zeit, um all diese 4 mentalen Phasen kurz zu durchlaufen, um fokussiert bei der Sache zu bleiben. Auch, wenn du persönlich nicht Tennis spielst, bin ich mir sicher, dass man diese Technik auch super in anderen Lebenssituationen anwenden kann

  1. Mentale Reaktion: Nimm deine Emotion wahr
  2. Phase des Abschaltens: Gedanklicher Reset, lass los
  3. Planungsphase: Ruf dir deine Taktik in den Kopf
  4. Leistungsphase: Konzentriere dich auf nur auf deine nächste Handlung

Wie geht man mit Nervosität um?

Evolutionär betrachtet, ist es relativ simpel, mit Nervosität umzugehen. Der Zweck von Nervosität ist es nämlich, leistungsfähiger zu sein: Wenn wir einem Raubtier im Wald begegnet, mussten wir schnell handeln können und eventuell schnell fliehen können. Nervosität wird also abgebaut durch körperliche Leistung. Nico bekommt sie also in den Griff, indem er zum Beispiel vor dem Wettkampf sich einfach noch intensiver aufwärmt und den Puls hoch bekommt, wodurch die Nervosität vom Blutkreislauf wieder abgebaut wird.

Wie geht man mit Leistungsdruck um?

Nicos Antwort: Lass ihn einfach nicht zu. Sein Leitsatz hierbei lautet: “Control what you can control.” Das heißt: Echte mentale Stärke im Sport zeichnet sich durch die Fähigkeit aus, den Fokus zu 100% auf das zu richten, was man kontrollieren kann. Denn wenn man sich nur darauf konzentriert, was man selbst beeinflussen kann, braucht man sich über Druck keine Gedanken mehr machen.

 

 

Das gesamte Interview kannst du dir sehr gerne auch auf meinem Podcast anhören. Diesen findest du bei  ITUNES   //    SPOTIFY    //    BLOG (MP3)   // und für Android Phones gibt’s die kostenlosen Apps „Stitcher“ und „CastBox“ – Einfach „Foxi Mind“ suchen und am besten gleich abonnieren!

Wenn dir die Episode gefällt, würde es mich sehr freuen, wenn du mir bei ITUNES eine Bewertung da lassen könntest oder schreib mir gern bei Instagram (@klarafuchs) wie dir der Podcast gefällt oder was du für Wünsche und Anregungen hast!

 

Infografik: Tipps zum Umgang mit Niederlagen

 



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