Das Leben ist keine Checkliste. Tag 82 von 90

Tag 82 von 90. Hi meine Lieben. Ich hoffe dir geht es gut! 🙂

Ich hatte gestern ein interessantes Gespräch. Diese Person habe ich schon lange nicht mehr gesehen, das letzte Mal muss im Herbst gewesen sein. Ich freute mich auf das Gespräch und wir trafen uns digital via Zoom. Diese Person ist super ehrgeizig und ich kenne (fast) niemanden, der/die annähernd so diszipliniert ist. Wenn man die Leistungen auf dein Blatt Papier schreiben würde, wäre jeder unglaublich beeindruckt. Ich auch. Aber irgendwie.. wirkte sie sehr unglücklich.. Trotz der Erfolge, trotz der Disziplin, trotz all dem, was er/sie für das junge Alter schon erreicht hat. Wir waren nicht (mehr) auf einer Wellenlänge. Mann.. das zog mich irgendwie runter.

Vor ein paar Wochen sprach ich mit einem alten Freund. Auch sehr ehrgeizig. Eine der intelligentesten Personen, die ich kenne. Auch hier kannst du die Leistungen auf ein Blatt Papier schreiben und die Kinnlade fällt dir runter. Nach diesen Gespräch? Mir ging es super! Ich fühlte mich motiviert, gut drauf.. eine Wellenlänge.

Ok. Was ist da jetzt passiert? Ich überlegte, über was ich heute schreiben möchte und genau dieser Gedanke lies mich nicht mehr los. Vielleicht nehme ich sowas bewusster wahr, weil ich so viel Grundwissen in Psychologie habe, vielleicht bin ich einfach sensibel, vielleicht habe ich zu viel Zeit zum Nachdenken. Keine Ahnung.

Aber mir ist eines aufgefallen: Person A war nicht glücklich. Sah müde aus. Überarbeitet. Unzufrieden, trotz allen Erfolgen. Person B war glücklich. Ladies, euch würde der Sabber aus dem Mund rinnen.

Warum erzähle ich dir das heute?

Wie du vielleicht weißt, bin ich auch ein Fan von Zielen. Ich finde es gut, wenn Menschen diszipliniert sind und ihr Ding durchziehen. Mir ist es wichtig einen gesunden Körper zu haben und sportlich zu sein. Ja, ich mag es auch, wenn ich gut verdiene und mir keine Gedanken darüber machen muss, ob ich mir Miete & Auto leisten kann und auch noch zusätzlich versichert sein kann. Doch warum?

Selbstoptimierung. Hat seinen Sinn. Kann aber auch zu weit gehen. Es ist cool, wenn du alles erreichst, was du dir vornimmst. Es ist cool, wenn du einen tollen PartnerIn hast, den „perfekten“ Körper, einen Job und gute Freunde.

Aber dieser Satz stört: „Ich bin trotzdem nicht angekommen. Irgendwas fehlt.“

Ja, aber was? „Etwas“ fehlt. Oder du hast alles, was du brauchst, doch du genießt es nicht.

Das habe ich mir zumindest gestern nach diesem Gespräch gedacht.

„Was, wenn du schon ‚angekommen‘ bist, aber es einfach nicht siehst und nach noch mehr strebst? Was, wenn du dich selbst davon abhältst dein Leben auch zu genießen und wertzuschätzen?“

Gut. Ich urteile nicht. Weil ich selbst auch lange genug in dieser Blase gefangen war. Mehr. Mehr. Mehr. Dünner. Schlanker. Besser. Doch für wen? Warum?

Oft streben wir (unbewusst) nach der Anerkennung von einem Elternteil. Ackern uns den Hintern ab. Machen mehr. Mehr und mehr. Auch, um dazu zugehören. Um in der Gesellschaft akzeptiert zu werden.

Wir streben einer imagineren Checkliste nach. Studium, check. Job, check. Heirat, check. Kinder, check. Haus bauen, check.

Achja, das alles bitte noch bevor wir 30 werden.

Bald werde ich 26 und bei mir sind weder Heirat, Kinder oder ein Haus in Sicht. Klar, irgendwann möchte ich auch gern mal heiraten. Auch Kinder. Aber ich weiß nicht mal, ob ich überhaupt mal ein Haus bauen will, das klingt nach sehr viel Stress haha.

Extrinsische Motivation ist, wenn dich äußere Faktoren motivieren. Der Ruhm, das Geld, die Anerkennung, die erhoffte Liebe, die erhoffte Wertschätzung, wenn man endlich mal die Diät durchgezogen hat. Das überteuerte Auto, mit dem man durch die Straßen düsen kann, damit die Leute schauen, was man sich alles leisten kann.

Intrinsische Motivation kommt von Innen. Begeisterung. Neugierde. Selbstliebe. Freude. Lernen, weil es dich interessiert. Gesund leben, weil es deinem Körper gut tut. Neue Hobbies testen, weil es dir Freude bereitet.

Motivation, die von Außen kommt, kann schwer befriedigt werden. Noch ein Erfolg. Noch ein Kilo weniger. Noch mehr Follower. Doch wofür? Wenn die Wertschätzung nicht von Innen auch mal kommt, wird es schwierig glücklich zu werden.

Mich motivieren auch ein paar äußere Faktoren. Mir gefällt mein Körper auch besser, wenn ein Kilos weniger drauf sind. Aber grundsätzlich bewege ich mich, weil die Motivation von Innen kommt und weil es mir ein gutes Gefühl gibt. So auch beim Lernen oder Arbeiten. Es bereitet mir (meistens) Freude. Doch manche Dinge müssen auch erledigt werden, weil sie das Geld reinbringen.

Das Leben ist keine Checkliste. Darauf will ich hinaus. Ich kann mein Kapitel 5 nicht mit deinem Kapitel 10 vergleichen. Wir schreiben nicht mal das gleiche Buch. Manche heiraten mit 25 und sind super glücklich, weil es genau das ist, was sie machen wollen. Manche heiraten mit 30, weil sie das Gefühl haben, sie „müssen“, weil das die Gesellschaft (anscheinend) so vorgibt. Manche machen einen Job, weil sie darin voll aufgehen können. Manche haben den Job gewählt, weil sie glaubten, sie machen damit die Eltern glücklich, aber merken jetzt, dass es doch nicht das Wahre ist. Blöd gelaufen.

Um auf den Punkt zu kommen. Vermutlich bist du schon da, was vor ein paar Jahren noch dein Ziel war. Du studierst. Oder arbeitest schon. Bist schon selbstbewusster. Hast Kinder groß gezogen. Sei stolz auf dich. Du hast dich dahin gebracht. Nicht ich. Nicht Mami. Nicht Papi. Du.

Was macht dich glücklich? Tanzen. Malen. Reiten. Laufen? Bring das in deinen Alltag ein. Du willst gewisse Dinge nicht mehr tun? Hör auf damit. Du willst fitter werden? Fang einfach an.

Es sind oft die Kleinigkeiten, die viel bewirken.

Es braucht nicht ein „noch mehr“, sondern ein „weniger von“.

Es sind die Kleinigkeiten.

Die glücklich machen.

PS: Schreib dir statt einer Checkliste, lieber eine Bucketlist. Auf was hast du Bock? Was willst du noch tun? Nackt um Mitternacht im See schwimmen? Go for it!